Über den Sinn des Lebens
Zwei graue, sehr betagte Greise,
saßen auf ihrer Bank und sprachen leise,
über Liebe, Glück und den Sinn ihres Lebens,
der eine war traurig und fand es vergebens.
Denn er war als kleiner Junge schon,
ohne Freude, Hoffnung, ohne Illusion.
Seiner Jugend bestohlen, auf Krieg dressiert,
für Phrasen getötet, im Gleichschritt marschiert
und danach nie wieder zur Ruhe gekommen,
irgendwann ein Mädchen zur Frau genommen.
Zwei Söhne gezeugt, auf der Arbeit geschuftet
und gar nicht bemerkt, wie die Jahre verduftet.
Jetzt war er alleine, war alt und schwer krank.
Er empfand für sein Leben, keinerlei Dank.
Der Andere lächelte fröhlich und weise:
„Mein Leben war schön, war wie eine Reise.
Als junger Mann kannte ich schon viele Länder,
knöpfte allerlei kostbarer Freundschaftsbänder.
Ich war den Menschen stets wohl gesinnt,
ich liebte die Sonne, den Regen, den Wind.
Ich heiratete nie, doch das war nicht fatal,
ich war trotzdem glücklich, gar viele Mal.
Hab Blumen gepflückt, den Vögeln gelauscht,
wie ein Fluss ist die Zeit so dahin gerauscht!
Mein Leben war schön, bald geht es zu Ende,
voll Dankbarkeit Herrgott, falt ich meine Hände.
Ich hatte niemals einen Grund um zu klagen,
mein Leben war stets voller Sinn und Behagen!“
© Hansjürgen Katzer, März 2002
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