Hänsel und Gretel

Hänsel und Gretel

(Frei nach den Grimm Brothers)

Als eine Zeit voll Leid und Not,
für alle Menschen hier zu Land,
da gab es weder Fleisch noch Brot
und Hunger, der nie ganz verschwand.

Der Holzhacker am nahen Walde,
zwei Kinder, als das Liebste hieß.
Auch eine Frau, die Irmibalde,
die war nicht schön und ziemlich fies.

Und als der Hunger wollt´nicht enden,
da sprach die düster zum Gemahl.
„Nun muss sich unser Schicksal wenden,
mein Mann, nun fehlt es uns an Wahl!

Bald kannst du uns die Särge leimen,
in die uns stetes Schmachten bringt.
Auch will die Saat uns nicht mehr keimen,
die kaum die Erde noch durchdringt.

So wollen wir die Kinder lassen,
wo sich der Wald nach Norden zwängt.
Ein Brot, das muss für beide passen,
das letzte, das den Hunger drängt.

Ach nein, der Vater ist gepeinigt,
du Weib, stehst du der Hölle nah?
Bist du mit seiner Schar vereinigt,
die ich, im dunklen Traume sah!“

Ach schweige Mann, dein töricht Denken,
beschert uns allen noch den Tod.
Kannst dir dein Zagen wahrlich schenken,
was bleibt, wenn´s Leben ist bedroht?“

Der Vater schweigt mit Trauerblicken,
die Mutter ruft den zarten Hans.
Der soll nach Schwester Gretel schicken,
die Pilze sucht, im Morgenglanz.

Ach Hänsel, Gretel meine beiden,
ihr Kinder, ach mein Herz ist schwer.
Es gilt den Hungertod zu meiden,
die Speisekammer ist längst leer.

Wir wollen Euch zur Tante führen,
die ihr nicht wisst und auch nicht kennt.
Die Kinder Mutters Lügen spüren,
wo Angst in ihrer Seele brennt.

Der Weg ist weit, der Wald ist dunkel,
es knackt und knistert mancher Strauch.
Der Abend kommt mit Sterngefunkel,
die Fuße müd´ und leer der Bauch.

Nun wartet hier, die Mutter eilend,
hier ist ein Platz, zum Schlaf bereit.
Wir suchen Essen, Vater weilend,
nun komm mir nach, es wird wohl Zeit!"

Der Vater nun mit letztem Schauen,
das Auge auf den Kindern liegt.
Was soll nur werden, fragt sein Grauen,
das ungehört ´gen Himmel fliegt.

Dann sind die Kinder ganz alleine
und fürchten sich alsbald gar sehr.
Es zittern ihnen Leib und Beine,
vor lauter Angst schon wild umher.

Als sie in dunk´le Träume gleiten,
der Morgen sich durch Nebel ficht.
Schon mag ein Sonnenstrahl sie leiten,
der, durch der Wipfel Schatten bricht.

Als Hans und Gretel bald erwachen,
da wiegt die Angst noch immer groß.
Mag auch der Sonne Zauber lachen,
den Kummer werden sie nicht los.

Die Eltern fort, was soll nur werden,
so irren sie nun durch den Wald.
Wo sich die Bäume wild gebärden,
geheimnisvoll wohl an Gestalt.

Als wieder Mondlicht schon sie leitet,
ein letzter Blick Entzücken bringt,
weil der auf buntes Häuschen gleitet,
aus dem ein zärtlich Flüstern dringt.

Das Häuschen ist aus Brot gebaut,
der Zaun aus Pfefferkuchen.
Das Flüstern wird mit einmal laut:
„Potzblitz, wer hat hier was zu suchen?“

Der Hänsel bricht vom Zaun ein Stück,
ach, mag das ihm wohl schmecken.
Die Gretel beißt zu ihrem Glück,
schier in Rosinenwecken.

Ach knusper, knusper Häuschen,
wer mag denn da wohl stören,
Wer nascht hier ohne Päuschen,
das sind zwei arme Gören!“

Der Wind, nur der Wind,
der Hänsel erstarrt.
das himmlische Kind,"
flüstert Gretel vernarrt.

Da offnet die Tür sich mit knarrendem Lied,
eine steinalte Hex´, lockt die Gretel schon.
„Ach komm nur Sohn, auch dir nichts geschieht,
von heute an leistet ihr beiden mir Fron´."

Sie zeigt ihnen Bettchen mit daunigem Pfuhle,
und kocht ihnen Griesbrei, so süß wie der Mai,
Sie trägt ihren Brei auf am Tischchen mit Stuhle,
und füstert das sie barmherzig stets sei.

Die Kinder sie schlingen den Brei frohgemut,
der Hunger vergessen, die Angst und die Not.
Sie wähnen die Hexe, sei gütig und gut,
doch in ihren Augen, da lauert der Tod.

Am nächsten Morgen sperrt sie Hänsel ein,
der schlottert und stottert ob dieser Gefahr.
Der soll ihr bald schmackhafter Braten wohl sein,
das wird so langsam der Gretel auch klar.

Ach fütter den Bruder, du schreckliches Kindchen,
den fress ich zu Ostern, so murmelt das Weib.
Beeile dich wohl, sei schnell wie ein Windchen,
sonst zauber ich dir die Pest an den Leib!"

Nach Wochen, der Hänsel noch immer nicht fett,
der Hexe gedünkt dafür Gretel zu strafen.
Das Mädchen es schuftet, liegt abends im Bett
und traut sich nicht mehr eine Nacht durchzuschlafen.

Der Hänsel war listig und reicht ihr ´nen Knochen,
wenn Hexe ihm nach seinem Knöchel gefragt.
Er wuchs schon gewaltig, der Gürtel gebrochen,
niemehr hat er mehr über Hunger geklagt.

Doch Gretel die hört die Hexe Nachts fluchen,
ob dick oder dünn, das sei ihr egal!
So macht sie ein Feuer mit Scheiten aus Buchen,
und feuert den Herd an für´s schmackhafte Mahl.

Am Morgen da möchte auch Brot sie noch backen,
es kommen fünf Schwestern zum festlichen Schmaus.
Gretel soll das Brot in den Backofen packen
und schauen ob der sich schon heizt voller Graus.

Ich weiß nicht ruft Gretel, ob das Euch genügt,
kann bei solcher Hitze, das Brot Euch gelingen?
Die Hexe das Mädchen nun schlägt und sie rügt,
dann schaut sie nun selber nach all diesen Dingen.

Schon beugt sie sich tief und meckert betroffen,
das alles zu heiß sei, das Brot so verbrennt.
Da stößt Gretel sie in den Ofen, der offen,
es klingt nun ein Schreien, das keiner bekennt.

Die Hexe sie lodert in bläulichen Flammen,
des riecht schier nach Schwefel, die Luft ist so heiß
dann fällt die Alte urplötzlich zusammen
und Gretel ziert auf der Stirn nur noch Schweiß.

Sie öffnet die Kammer, wo Hänsel gefangen,
der ist dick und stattlich, beinah wie ein Kalb.
Die beiden vor Freude ein Loblied nur sangen,
dann kriegte der Hänsel zu essen nur halb.

Und als der dann wieder sehr dünn war geworden,
da luden die beiden die Nachbarschaft ein.
Die kamen voll Hunger in lärmenden Horden
und mampfen und stopften, was nur ging hinein.

So ward jenes Knusperhäuschen gefressen,
der Zaun und die Fenster und alles was war.
Das haben die hungrigen Menschen gegessen,
das war ihnen schmackhaft, beinah´ für ein Jahr.

Und haben sie sich nicht die Mägen verdorben,
so leben sie sicher und feiern noch heut´.
Falls nicht, so sind sie schon lange gestorben,
das Märchen ist aus, auch für euch liebe Leut`!


© Hansjürgen Katzer, Januar 2012




Kommentare zu dieser Seite:
Kommentar von simon, 23.04.2012 um 11:41 (UTC):
das ist doch alles scheise



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