Kapitel 22


22. Aufbruch der Elfenkrieger

Am nächsten Tag herrschte wilder Trubel im Elfenreich. Aladria, die Elfenkönigin hatte ihre Krieger auf dem großen Schlossplatz Aufstellung nehmen lassen. Es waren viele Hundert, grimmig dreinblickte Elfen, die da nun standen. Sie trugen grüne Gewänder und in ihren Händen hielten sie Lanzen, Schwerter und Bögen aus Eschenholz.          

Die Elfenkönigin teilte ihren Soldaten mit worum es ging und warum sie sich entschieden hatte den Zauberer Gork anzugreifen. ,,Wer von euch, aus welchen Gründen auch immer, nicht in diesen Krieg ziehen möchte, der hat nun noch die Möglichkeit sich zu melden. Aber denkt immer daran es geht um unsere Freiheit und den Fortbestand des Elfenreiches,“ sagte sie mit fester Stimme.

Keiner der Elfenkrieger meldete sich. Die Elfenkönig ließ einen Elfen, namens Balfagus Fiebelkorn vortreten und übergab ihm das Kommando über die Elfenkrieger. Balfagus verneigte sich vor Aladria, dankte ihr für ihr Vertrauen und stieß dann sein Schwert in die Luft. ,,Ein Hoch auf Königin Aladria! Ein Hoch auf das Elfenreich! Nieder mit Gork dem Tyrannen!“ rief er aus.

Dann ließ er seine Krieger abtreten, in einer Stunde würde man aufbrechen, sie sollten noch etwas Zeit haben um sich von ihren Familien und Freunden zu verabschieden. Knollennase, Munkelpietz und Emil Bartenbiel hatten auch bei den Elfenkriegern auf dem Schlossplatz gestanden. Gerade wollten sie gehen, um sich fertig für den Abmarsch zu machen, da erblickte Munkelpietz die Tochter der Elfenkönigin, die ihm zuwinkte.

,,Geht schon mal vor, sagte er zu Emil Bartenbiel und Knollennase. Ich komme gleich nach!“ Dann wandte er sich zu Farina. Die hatte auf ihn gewartet und sah ihn lange an. ,,Lass uns in den Garten gehen, da redet es sich besser!“ Der Wichtel folgte ihr und als sie im Schlossgarten standen, wollte er sich bei ihr für sein schlechtes Benehmen entschuldigen. Farina lächelte ihn an.

,,Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen, Eugen Balduin! Was du zu mir sagtest, waren Worte, die ganz tief aus deinem Herzen kamen. Ich hätte nicht fortlaufen dürfen, aber mir hat noch niemals jemand gesagt, daß er mich schön findet, außer meiner Mutter natürlich!“ Sie reichte dem Wichtel eine rote Schleife und der Wichtel wurde ganz verlegen.

,,Denk an mich, wenn du gegen den Zauberer kämpfst, so wie auch ich immer an dich denken will,“ flüsterte sie leise und dann gab sie dem Wichtel einen zarten Kuss auf dessen Nasenspitze. Der Wichtel wollte noch etwas sagen, aber das Ertönen von Trompetensignalen erklang. Farina sah ihn noch einmal an und lächelte ihm zu. ,,Geh jetzt, es wird Zeit und verspreche mir gesund und unversehrt in das Elfenreich zurückzukehren.“

Munkelpietz brachte nur noch ein Wort heraus. „Ja!“ sagte er und dann war die Tochter der Elfenkönigin auch schon fort. Schnell machte sich Munkelpietz nun auf sein Zimmer um sich für den Abmarsch der Krieger vorzubereiten. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Er griff sich seinen Rucksack, nahm ein kleines Schwert an sich, das ihm jemand auf das Bett gelegt hatte, steckte sich die rote Schleife, welche ihm die Elfentochter geschenkt hatte in ein Knopfloch seines Wichtelwamses und dann rannte er so schnell er konnte wieder zurück zum Schlossplatz.

Dort wartete man bereits auf ihn. Alle Elfenkrieger und auch Zwerg Knollennase hatten auf weißen Pferden aufgesessen, die voller Pracht und Schönheit waren. Als der Zwerg den kleinen Wichtel kommen sah, reagierte er ziemlich ungehalten. ,,Wo bleibst du denn Munkelpietz, rief er. Wir warten schon seit zehn Minuten auf dich.“

Munkelpietz bat um Entschuldigung und sah sich um. Die Elfensoldaten hatten zum Teil silberne Rüstungen angelegt und diese waren mit Ornamenten reich verziert. ,,Bekomme ich auch ein Pferd, fragte der Wichtel. Oder muss ich etwa zu Fuß gehen?“ Knollennase schüttelte den Kopf. „Nein, du musst dir mit mir dieses Pferd, hier teilen. Und jetzt komm, wir wollen los.“

Eugen Balduin Munkelpietz versuchte auf das Pferd zu steigen, aber das war gar nicht so einfach. Schließlich gelang es ihm Dank Knollennases Hilfe doch und er nahm hinter dem Zwerg Platz. Wieder ertönten Trompetensignale und Balfagus Fiebelkorn, der Elfe, der die Krieger anführen sollte ergriff das Wort.

,,Auf geht’s Männer, mir nach!“ rief er aus und lenkte sein Pferd in Richtung des großes Schlosstores. Die Krieger folgten und am Schluss ritten Knollennase und der kleine Wichtel. Die anderen Elfen, Frauen, Kinder, die Elfenkönigin und auch ihre wunderschöne Tochter hatten ein Spalier gebildet, durch das sich die Pferde nun bewegten. Zahlreiche Elfen schwenkten bunte Tücher und wünschten ihnen viel Glück.

Als Balfagus Fiebelkorn an der Elfenkönigin vorbeiritt salutierte er und alle anderen Krieger folgten seinem Beispiel. Am Schlosstor wartete Emil Bartenbiel. Er reichte Munkelpietz noch einen Korb mit Früchten und Broten. ,,Kehrt gesund zurück,“ rief er Knollennase und Munkelpietz zu. Und die beiden versprachen ihm, daß sie es versuchen wollten.

Dann verließ die Elfenarmee das Schloss und ritt über freies Land. Nach einer Stunde erreichten sie den Wald, der die Grenze zu ihrem Reich bildete und Balfagus Fiebelkorn wies seine Männer nun an, äußerst vorsichtig zu sein. Gorks Zauberreich lag noch sehr weit entfernt, aber man konnte ja nie wissen.

Viele Tage ritten die Elfenkrieger und ihre weißen Pferde wurden nicht müde. Die Elfenkrieger waren sehr freundlich zu Knollennase und Munkelpietz und sprachen ihnen immer wieder Mut zu, wenn sie müde und kraftlos wurden. Sie selbst kannten kaum Erschöpfung und brauchten auch nicht viel an Nahrung.

Wenn sie Hunger hatten und das war wie gesagt sehr selten, dann aßen sie Obst, Beeren und Nüsse, die sie in den  Wäldern, die sie durchquerten zahlreich fanden. Außerdem hatten sie eine Art Zaubertrank mitgenommen, der ihnen immer wieder neue Kraft gab. Für Knollennase und Munkelpietz jedoch waren die Zeiten trist und mager. Oft litten sie in diesen Tagen an Hunger und ihre kleinen Bäuche sehnten sich nach einem guten Eintopf, oder nach einem Stück Fleisch. Wenn es dem kleinen Wichtel besonders schlecht ging, dann dachte er an Farina, die Elfentochter. Immer noch trug er die Schleife, die sie ihm geschenkt hatte bei sich. Und dank irgendeiner Zauberkraft, war die Schleife noch schön und neu wie an dem Tag, an dem Farina sie ihm geschenkt hatte. Knollennase hatte sich mit einen Elfen, der den seltsamen Namen Schope Repking trug angefreundet. Dieser hatte ihn ein wenig in der Kunst des Schwertkampfes unterrichtet und der Zwerg war ein guter und gelehriger Schüler.

Immer weiter trieb es die Elfenarmee in Richtung Norden, dorthin wo das Zauberreich Gorks lag. Nach weiteren zwei Wochen harten Rittes, wurde es Herbst und das erste Laub fiel von den Bäumen. Nun wurden die Tage kälter und die Sonne verlor an wärmender Kraft. Knollennase war in den letzten Tagen sehr schweigsam gewesen, und Munkelpietz wusste gar nicht so recht warum das so war. ,,He Knollennase, sagte er eines Morgens, als sie eine kurze Rast an einem Bach machten um die Pferde zu tränken. Was ist eigentlich los mit dir?“

Der Zwerg brachte lange Zeit kein Wort heraus. Dann aber sprach er doch. ,,Ach es ist nichts. Ich habe nur vor ein paar Tagen einen schlechten Traum gehabt, sagte er. Und in diesem Traum, bin ich im Kampf gegen Gork und die Trolle gefallen!“

,,Aber es war doch nur ein Traum,“ versuchte Munkelpietz den Zwerg aufzuheitern und zu beruhigen. Dann musste er an seinen Traum denken, damals in der Nacht, kurz bevor er sich auf die Suche nach seinen Freunden aufgemacht hatte. War dieser Traum nicht auch eingetreten! Gab es so etwas wie eine Vorahnung?

Knollennase war inzwischen wieder auf sein Pferd gestiegen und sah den Wichtel recht verzweifelt an. Aber der wusste nicht, wie er dem Zwerg weiterhelfen konnte. Drei Tage später ritten die Elfenkrieger durch eine öde Steppenlandschaft. In weiter Ferne konnte man ein graues Felsmassiv sehen. Balfagus Fiebelkorn, versammelte seine Männer um sich und sagte dann zu ihnen, das sich Gorks Zauberreich direkt hinter den Felsen befände. Die vierhundert Elfenkrieger teilten sich in zehn Rotten auf, um nicht so leicht bemerkt zu werden. Dann warteten sie bis die Nacht hereinbrach, und ritten im Schutze der Dunkelheit weiter. Am nächsten Morgen, als der neue Tag gerade anbrach hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie versammelten sich auf einem langgestreckten Felsplateau und berieten sich. Scheinbar hatte sie noch niemand bemerkt. In der Ferne des grauen Morgenlichtes, lag die Burg des Zauberers. Nun war die Stunde der Entscheidung in greifbare Nähe gerückt. Geschwind versteckten sich die Elfen zwischen dem Felsgestein und warteten ab.

© Hansjürgen Katzer, 1997

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