Kapitel 20

20. Gefangen

Als Knollennase, Munkelpietz und Emil Bartenbiel wieder zur Besinnung kamen, waren sie in einem dunklen Verließ gefangen. Ein paar Ratten, die am Gitter ihrer Zelle umher spazierten, ließ sie erahnen, daß es nicht besonders gut um sie stand. ,,Nun hat uns Gork doch noch bekommen,“ gab Munkelpietz enttäuscht von sich.

Knollennase nickte. ,,Und ich glaube nicht, daß er uns lange am Leben lassen wird!“ Durch ein schmales Fenster konnten die drei aus ihrem Gefängnis herabblicken, aber da es bereits Nacht war konnten sie kaum etwas erkennen. Aber irgendwo weit in der Ferne hörten sie die Schreie von Schnellläufer ihrem Esel. Emil Bartenbiel rüttelte immer wieder an den eisernen Gitterstäben des Verlieses, aber niemand erschien und selbstverständlich gab das Eisen auch nicht nach.

Munkelpietz musste feststellen, daß man ihm auch seinen Rucksack abgenommen hatte und das machte ihn noch ein wenig trauriger. Schweigend saßen sie nun wieder beieinander und waren bereit das grausame Schicksal, welches nun wahrscheinlich über sie kommen sollte anzunehmen. Nach einer Weile zog Knollennase seine Mundharmonika aus einer seiner Hosentasche und begann eine traurige, aber wunderschöne Melodie zu spielen. Munkelpietz hatte die Melodie bereits in der ersten Nacht ihrer Reise, als sie damals am Lagerfeuer saßen gehört. Aber nun kam sie ihm noch schöner und wunderbarer vor.

Er schloss die Augen und sah seine alte Freundin Walburga Wichtig plötzlich vor sich. Die Eule schien ihm etwas zuzurufen, aber er verstand sie nicht. Dann war sie wieder verschwunden und Munkelpietz öffnete wieder die Augen. Knollennase spielte nun eine andere Melodie und Emil Bartenbiel, der sie scheinbar kannte stimmte mit fester, tiefer Stimme einen Gesang an. Er sang von guten Mächten, von Geborgenheit und Frieden und Munkelpietz hätte gern mitgesungen. Aber wo waren die guten Mächte, wo war die Geborgenheit und wo der Frieden? ,,Hör auf, schrie er seinen Freund Knollennase an. Ich kann es nicht mehr hören. Bald sind wir mausetot und ihr habt nichts besseres zu tun, als Mundharmonika zu spielen und irgendwelche blöden Lieder zu singen!“

Dann setzte er sich in eine Ecke des Verlieses und begann bitterlich zu weinen.
Knollennase setzte sich neben ihn und schlang seinen Arm um die Schulter des kleinen Wichtels. ,,Entschuldige Munkelpietz, das wollte ich nicht!“

Der Wichtel schnäuzte sich und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen. ,,Nein, Knollennase! Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin schuld, ich bin aus meiner Haut gefahren, weil ich soviel Angst habe!“ Zärtlich strich ihm Knollennase nun über die Wange. ,,Ich habe auch Angst! Aber weißt du Munkelpietz, zum Leben gehört auch der Tod und wenn es unserer Schicksal ist nun zu sterben, dann können wir es nicht ändern.“ ,,Ja ich weiß!“ antwortete Munkelpietz und auf einmal ging es ihm besser.

Dann bat er den Zwerg weiterzuspielen und als der eine altbekannte Melodie anstimmte, sang er aus Leibeskräften mit. So ging es weiter bis der nächste Morgen anbrach. Emil Bartenbiel hatte sich inzwischen schon völlig heiser gesungen. Als ihnen kein Lied mehr einfiel, versuchten sie zu schlafen. Angst hatten sie inzwischen keine mehr. Und als sie so da lagen fragte Munkelpietz: ,,He Knollennase, kommen eigentlich auch Zwerge und Wichtelmännchen in den Himmel?“

Knollennase musste nun lachen. ,,Aber sicher doch, Eugen Balduin Munkelpietz und jetzt versuche zu schlafen!“

Einige Stunden später wurden sie durch das Rascheln eines Schlüsselbundes geweckt. Schlaftrunken rieben sie sich die Augen und mussten erstaunt feststellen, das nicht Gork oder seine Trolle, sondern zwei ganz in weiß gekleidete Elfen zu ihnen in das Verließ kamen. ,,Hurra, Gork hat uns doch nicht erwischt!“ rief Knollennase aus, wurde aber gleich wieder ruhig, als er in die finsteren Gesichter der beiden Elfen blickte. Ihr Haar schimmerte, als wäre es aus goldener Seide und sie waren fast so groß, wie das Wichtelmännchen. In ihren Händen hielten sie aus Silber geschmiedete Schwerter, die kunstvoll verziert waren.

,,Kommt mit, rief einer der Elfen. Die Elfenkönigin wünscht euch zu sehen!“

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Munkelpietzgeschichten

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