Bruder Wulffs Abend ...

Bruder Wulffs Abendandacht

Ins Kloster hat es mich verschlagen,
an jenen bitt´ren Märzenstagen.
Dort bete ich nun still um Frieden,
und das viel Geld mir sei beschieden.

Auf das ich endlich nun vergesse,
das Fernseh´n und die böse Presse.
Die allesamt mir waren Meute
und ich unschuldig ihre Beute.

So glaubt er es, der feine Pinkel,
er hockt jetzt da im Klosterwinkel.
Und ruft nun dreimal täglich "Amen".
Ach, wascht nur rein mir meinen Namen!

Ich war doch stets ein Christensohn,
warum traf mich der Spott, der  Hohn?
Ach, selbst der letzte Zapfenstreich
kam einem finst´ren Schauspiel gleich.

Wie groß die Strafe für die Lügen,
die sich zu vielen Märchen fügen.
Ich war der Macht so sehr versessen,
das wird man lange nicht vergessen.

So hockt er nun in seinem Jammer,
in seiner kleinen Klosterkammer.
Und sagt sich stündlich stets im Neuen.
Bei Gott, ich werde nichts bereuen!

Hab ich nicht selber stets gewacht,
damit man alles richtig macht.
Glogowski brauchte Stiefelfett,
ich gab es ihm, das war nicht nett!

Doch tat ich es, dem Volk zu dienen,
die mich doch sehr zu mögen schienen.
Und das man Freunde braucht, bei Gott,
ist auch kein Grund für das Schafott!

Auch waren mir die Urlaubsreisen,
zu teuer bei den hohen Preisen.
Da schwelgt man gern in tollen Suiten,
wo sie dir rechlich Schampus bieten.

Ich nahm nur, wie sie alle nehmen,
man muss im Leben sich bequemen.
Die Seiten wechseln, vieler Orte
und heucheln manche falsche Worte.

Es galt mir auch mein Haus zu bauen,
wer mag da auf die Bank vertrauen.
Wenn gute Freunde für dich löhnen,
wer wird da gleich von Vorteil tönen.

Für wahr ich war kein großer Held,
strich Schulmittel und Blindengeld.
Für manchen war mein Sparzwang groß,
auch küßte Arsch ich und manch Schoß!

Dem Rau, dem wollt´ ich gern ans Leder,
ein Feindbild ach, das hat doch jeder.
Und meines waren stets die Sozen,
die galt es oft vom Weg zu lotsen.

Doch ist das wohl das Spiel der Macht,
der Teufel hat es stets entfacht,
das Feuer, das wie Zunder brennt,
in dem man sich nicht selbst erkennt.

Nur eines weiß ich dieser Tage,
ich komme wieder ohne Frage.
Bis dahin werd´ ich etwas büßen,
mir gern das Leben noch versüßen.

Zwar mangelt es mir noch an Gold,
doch gabt ihr mir den Ehrensold.
Der reicht Bettina, du mein Mäuschen,
wir gönnen uns ein kurzes Päuschen.

Und wenn ihr wollt, dann ruft mich an,
ich bin bald wieder euer Mann.
Noch ward ich nicht ans Kreuz geschlagen,
in jenen grauen Märzenstagen.

© Hansjürgen Katzer, März 2012





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